Kanada – Osten
Ankunft in Kanada
Nach dem Abschied von zu Hause steigen wir in das Flugzeug. Ungefähr acht Stunden später kommen wir in Halifax an. Die Einreise verläuft problemlos und wir können unser Mietauto in Empfang nehmen. Nach dem Hotelzimmerbezug erkunden wir noch ein wenig das Nachtleben in Halifax und finden dies in einem gemütlichen Pub.
Bis unser Land Rover in Halifax ankommt, erkunden wir Halifax und Umgebung. Ganz schön ist die Küstenstrasse nach Peggy’s Cove (Kanada’s meistfotografierter Leuchtturm) und Lunenburg, einem hübschen Städtchen, das seit 1995 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Ebenfalls lohnenswert ist der Besuch der Gedenkstätte zum Swissair Flug 111, die sich in dieser Gegend befindet.
Cape Breton Highlands National Park
Am darauffolgenden Tag können wir unsere Reise endlich beginnen. Wir fahren Richtung Cape Breton Island und möchten den Cape Breton Highlands National Park erkunden. Auf dem Weg dorthin hat man echt das Gefühl, in den schottischen Highlands unterwegs zu sein. Die Siedler haben Nova Scotia nicht umsonst Neuschottland genannt. Es ist hügelig und grün (die Wälder haben sich noch nicht verfärbt) und die wilde Küstenlandschaft bildet einen schönen Kontrast zu den glasklaren Seen und ausgedehnten Wäldern. Nimmt man die zahlreichen Wanderwege unter die Füsse, bieten sich spektakuläre Aussichten auf das Meer. Natur pur… Selbstverständlich darf da auch eine Whiskydestillerie nicht fehlen. In Glenville befindet sich in hügeliger Landschaft die winzige Glenora Distillery, die einzige Destillerie ausserhalb Schottlands, die Single Malt herstellt. Auf der Tour erfährt man Interessantes über die Entstehungsgeschichte der Destillerie. Auf keinen Fall sollte man sich das angeschlossene Restaurant entgehen lassen.
Ein weiteres Highlight auf Cape Breton Island ist die Festung in Louisbourg. Von den Franzosen im 18. Jahrhundert errichtet, wurde die Stadt von den Engländern gleich zweimal zerstört, da ihre Lage taktisch mehr als nur ungeschickt gewählt worden ist. Die Stadt wurde so konstruiert, dass ihre Hauptverteidigung auf einen Angriff vom Meer her ausgerichtet war. Leider haben die Stadtgründer vergessen, dass die Stadt tief inmitten zwei Hügeln lag und so ganz einfach vom höhergelegenen Gebiet aus anzugreifen war. Tja, der Rest ist Geschichte… Louisbourg ist als Freilichtmuseum aufgebaut. Man kann französische Soldaten beim Schiessen beobachten oder einen Haushalt mit stilechten Bediensteten besichtigen. Daneben gibt es allerlei anderes Handwerk sowie die gesamte Festungsanlage zu bestaunen.
Bay of Fundy und Joggins Fossils Cliff
Über den wunderschönen Battery Provincial Park am Bras d’Or Lake gelegen fahren wir nach Five Islands an der Bay of Fundy, um den weltgrössten Tidenhub erleben zu können, der angeblich bis 21 m erreichen kann (üblich sind wohl so zwischen 12 und 16 m). Als wir ankommen, ist von Wasser nicht viel zu sehen. Unser Stellplatz ist etwas erhöht. Zwei Treppenstufen führen auf die untere Ebene, die ziemlich matschig ist und sich eine Art Anlegesteg befindet. Wir ziehen unsere Gummistiefel an und waten ein gutes Stück auf dem Meeresboden (!) raus. Als es dämmrig wird, kehren wir zurück und essen z’Nacht. Was für eine Überraschung, als wir so ca. um 22:00 Uhr rausschauen und das Wasser bis zum kleinen Anlegesteg reicht, wo wir vor gut 6 Stunden noch rumgelaufen sind! Wahnsinn! Wie schnell das Wasser tatsächlich in die Bucht strömt, können wir am nächsten Morgen am Stand beobachten. Faszinierend! Da die Bucht auch berühmt für ihre fossilen Funde ist, besuchen wir die Joggins Fossils Cliff, ein UNESCO Weltnaturerbe und machen die 1/2 stündige Tour am Strand mit. Das Museum und die Tour waren sehr informativ und wir konnten die Fossilien direkt am Stand bestaunen. Dies geht natürlich nur bei Ebbe.
Routes des Navigateurs
Das Wetter zeigt sich von seiner sehr nassen Seite und so fahren wir an einem Stück durch die Provinz New Brunswick bis wir in der Provinz Québec ankommen. Im ersten Touristenbüro informieren wir uns, was wir in dieser Jahreszeit noch alles entdecken können. Eigentlich möchten wir in Tadoussac Wale beobachten. Dafür ist es leider zu spät. So entscheiden wir uns, dem Sankt-Lorenz-Strom entlang bis nach Québec City zu fahren. Wir starten in Rivière-du-Loup und entdecken die „Routes des Navigateurs“. Diese Route führt am Sankt-Lorenz-Strom entlang durch hübsche kleine Dörfer und schöne Landschaften. In Kamouraska halten wir bei strahlendem Herbstwetter spontan an und informieren uns im örtlichen Tourismusbüro über die Region. Die nette Dame erklärt uns, dass heute so eine Art Parcours durch die Dorfläden stattfindet und es einen kleinen Wettbewerb gibt. Man muss in jedem teilnehmenden Läden einen Stempel holen und bekommt etwas zu probieren. So machen wir uns mit der Stempelkarte bewaffnet auf den Weg durch die Kulinarik des Dorfes. Einige der angebotenen Köstlichkeiten nehmen wir auch gleich mit. Man merkt, dass wir in einer französisch geprägten Provinz sind. Die angebotenen Lebensmittel entsprechen eher dem europäisch-französischen Standard als dem kanadisch-amerikanischen. Da es schon recht spät geworden ist, übernachten wir an einer Marina und probieren auch gleich die feinen Sachen, die wir in Kamouraska erstanden haben.
Québec
Gegen Mittag kommen wir in Lévis an, einer Ortschaft vis-à-vis von Québec. Dort gönnen wir uns ein BnB. Das Wetter ist schön und es herrschen milde Temperaturen. Perfekt, um die Stadt zu Fuss zu erkunden. Die für nordamerikanische Verhältnisse alte Stadt hat viel Charme mit ihren verwinkelten Gässchen, zahlreichen Restaurants und kleinen Einkaufsläden. Nach soviel Erkundung darf ein Apéro im berühmten Hotel Frontenac natürlich nicht fehlen. Zum z’Nacht gibt es sogar ein echtes Fondue! Wir lieben die frankokanadische Küche!
Wir möchten etwas über die Ureinwohner Kanadas (hier First Nations genannt) erfahren und besuchen das Huron-Wendat Museum in Wendake, einem Aussenbezirk Québecs. Die Wyandot liessen sich in der Mitte des 17. Jahrhunderts in der Nähe von Québec nieder. Sie lebten in sogenannten Longhouses. Das sind längliche, bis zu 45 m lange Holzbauten, in denen bis zu 60 Familienmitgliedern lebten. Je nach Grösse eines Longhouses brannten mehrere Feuer, um das Haus zu heizen. Obwohl im Dach Luftlöcher eingelassen waren, herrschte in diesen Häusern eine derart schlechte Luftqualität, dass die Wyandot im Durchschnitt lediglich 30 Jahre alt wurden. Nachdem die ersten Siedler ankamen, bauten auch die Wyandot Häuser im europäischen Stil, was den Altersdurchschnitt auf 79 erhöhte!
Cinq à sept in Contrecoeur
Die Frankokanadier sind schon lustige Leute. Wieder einmal auf der Suche nach einem Stellplatz entlang der Routes des Navigateurs kommen wir an Contrecoeur vorbei. Da die Touristeninformationen zu dieser Jahreszeit überall um 17:00 Uhr schliessen, steuern wir dieses kleine Haus, das gleichzeitig auch eine Museum ist, kurz vor 17:00 Uhr an. Etwas ungewöhnlich ist es schon, dass dort soviele Leute ein- und ausgehen. Es ist ja schliesslich auch ein Museum… denken wir uns. Als es am Eingang auch noch Bier und Wein zu kaufen gibt, sind wir vollends verwirrt. Mit unseren eher bescheidenen Französischkenntnissen erfahren wir, dass dies schon das Touristenbüro ist, nur nicht gerade jetzt. Zu dieser Jahreszeit findet freitags immer der cinq à sept statt, eine offene Veranstaltung zwischen fünf und sieben abends mit Musik und etwas zu Trinken. Es findet sich ein netter Herr, der Englisch spricht und uns einlädt. Unseren Camper können wir auf dem öffentlichen Parkplatz stehen lassen.
Es ist ein schöner Abend und natürlich hat sich herumgesprochen, dass sich zwei Schweizer unter den Besuchern befinden. Bevor die Veranstaltung zu Ende ist, haben wir schon zwei Einladungen zum Abendessen erhalten. Nach dem Motto „First come, first served“ nehmen wir die erste Einladung an. Der Herr, der uns eingeladen hat, war 24 Jahre lang City Manager der Stadt (ähnlich einem Gemeindeschreiber) und der Mann vom Eingang ist Mitglied des Stadtrats! Es wird ein sehr vergnüglicher Abend zu Acht bei Pizza und Bier.
Montréal
Bei Sonnenschein und wolkenlosem Himmel besichtigen wir Montréal. Zuerst geht es den Stadtpark Mont Royal hinauf, von dem man eine schöne Sicht über die Stadt hat. Der den Park umgebende Wald leuchtet in den schönsten Herbstfarben.
Vom höchsten Punkt der Stadt geht es einmal quer durch Montréal an die Waterfront, die zur Saison wahrscheinlich von Millionen Menschen bevölkert ist. Im Herbst sind eher nur wenige Touristen unterwegs und so können wir uns in Ruhe alles anschauen. Nur die Restaurants dort sind geschlossen. Davon gibt es in der Nähe zum Glück genug, inklusive einer Secret Bar. Als uns nach dem Anmeldeprozedere Einlass gewährt wird sind wir nicht mehr sicher, ob die Bar so geheim ist. Sie ist proppenvoll. Das Ambiente und die Drinks sind recht gut und das Konzept scheint aufzugehen.
Niagarafälle
Toronto lassen wir links liegen und nehmen den Niagara Parkway zu den Niagara Fällen. Dieser Weg lohnt sich, denn er ist gesäumt von Weingütern und Laubbäumen, die zum Teil ihr farbiges Laub noch tragen. Zusammen mit der Sonne eine wunderschöne Szenerie.
Pünktlich zum Sonnenuntergang können wir die Wasserfälle das erste Mal bestaunen. Sie sind schon recht eindrücklich. Cool ist die nächtliche Beleuchtung, wenn die Wassermassen in allen möglichen Farben leuchten. Nicht entgehen lassen sollte man sich auch den Sonnenaufgang. Auf jeden Fall sind die Wasserfälle von der kanadischen Seite her schöner als auf der amerikanischen. Ein schöner Abschluss, bevor wir die Grenze zu den USA passieren.