USA – Texas

Vom Dreistaateneck Louisiana, Texas und Arkansas in die Prärie zum Farmen. Cooles Rodeo in Fort Worth, echtes Texas BBQ in Austin und Geschichte in San Antonio mit Natur pur im Big Bend Nationalpark über Kunst in der Wüste und Star Party beim McDonald Observatory.

25. Januar – 15. Februar 2020

Texas – Der Lone Star State

Die Landschaft ändert sich und wir kommen in eine Gegend, in der viele kleine private Ölpumpen stehen. Da passt es, dass wir in Oil City einen Übernachtungsplatz finden. Nicht weit von Oil City entfernt ist das Dreistaateneck Louisiana, Texas und Arkansas, das mit einem Grenzstein, der etwas gesucht werden will, dokumentiert ist. Die Gegend hier ist nur dünn besiedelt und die Häuser wechseln sich ab mit Waldstrichen, grösseren und kleineren, älteren und neueren Ölpumpen. Hie und da hortet der jeweilige Hausbesitzer Altmetall oder Schrott (ist wohl Ansichtssache). Auf unserer Fahrt zu unseren Bekannten sehen wir das uns aus Filmen bekannte Texas, also grosse Weiden mit riesigen Kuhherden und ab und zu ein Farmhaus. Die Leute sind immens freundlich hier, was wir bemerken, als wir nach dem Weg fragen müssen. Auch der entgegenkommende Verkehr (über Pick-up Trucks bis hin zu Traktoren, etwas anderes fährt hier nicht) winkt uns immer.

Unsere Bekannten bewirtschaften eine Fläche von ungefähr 3’000 Acres (ca. 12 km2) und pflanzen, wie in dieser Gegend üblich, hauptsächlich Soja, Mais und Weizen. Wir dürfen ein paar Tage im Gästehaus bleiben und sie zeigen uns ihren Betrieb und die Maschinen. Fabian ist völlig fasziniert von den grossen Traktoren und der eingesetzten Landtechnik. Beim Fachsimpeln kommt richtig Freude auf, auch von unseren Gastgebern! Wir gehen sogar nach Paris (nein, dasjenige in Texas) zum z’Nacht. In dieser Ecke von Texas hat es nicht viele Ortschaften und so nehmen wir die Gelegenheit wahr, in einem Farmers Co-op (wir denken, dass das so etwas ähnliches wie der Landi sein wird) einzukaufen. Vielleicht hat es ja feines, texanisches Steak! Hat es leider nicht, dafür alles was der Farmer und Rancher so braucht: Medikamente für die Viecher (die man bei uns nur vom Tierarzt bekommt), Werkzeug, Ersatzteile für den Zaun, Cowboystiefel, Arbeitsbekleidung, Halfter, Hundespielzeug und vieles mehr. Leider nichts Essbares für uns Nichtfarmer. Macht nichts, wir halten uns daher weiterhin an normale Einkaufsläden.

Was bei einem Aufenthalt im Land der Cowboys auf keinen Fall fehlen darf, ist ein echtes Rodeo. Wir haben Glück und in Fort Worth findet die Fort Worth Stock Show & Rodeo statt. Sie findet seit 1896 alljährlich statt und ist die älteste kontinuierlich laufende Viehshow und Rodeo. Die Viehshow und die Hallen, in denen man von Kühen, Trucks, Anhänger, Zäune, Anlagen für das Brandmarken über Bekleidung wirklich alles bekommt, könnte man mit der OLMA vergleichen, einfach viel, viel grösser. Ein besonderes Highlight für Pferdeliebhaber sind die Clydesdales, die Budweiser-Pferde. Das sind immens grosse Kaltblüter-Schönheiten! Das Rodeo ist einfach nur cool! Das sind echt wilde Brüder, die sich 8 Sekunden lang ohne Sattel auf ein bockendes Pferd oder einen bockenden Bullen setzen! Respekt! Spannend ist auch das Chuckwagon-Race, das Planwagenrennen. Dabei messen sich zwei Kutscher mit ihren Vierspännern, wer der schnellere ist. Action garantiert! Nach dem Rodeo gibt es in einem Zelt vor der Arena noch Livemusik und Drinks. Da wir ohnehin auf dem Areal übernachten, genehmigen wir uns auch ein Bier. Wir finden es toll zu sehen, dass die meisten Leute entweder einen Cowboyhut, Cowboystiefel oder beides tragen.

Die ganze Nacht über muhen die Kühe vom nahegelegenen Gelände. Ein etwas anderes Stadtgeräusch. Als wir aufstehen, ist der ganze Parkplatz voll Pick-Up Trucks! Wer die beste Kuh haben will, muss halt auch früh raus!

Austin

Unsere nächste Station heisst Austin. Die Hauptstadt von Texas wurde bereits dreimal hintereinander zur lebenswertesten Stadt der USA gewählt. Dies können wir nur bestätigen. Die Stadt ist schön am Colorado River (nein, am anderen) gelegen und von Parks umgeben. Der Fluss dient als Naherholungsgebiet und wir sehen Jogger mit und ohne Hund, Spaziergänger, Kajaker und Schildkröten. Im State Capitol, einem schönen Gebäude ganz in rotem Stein gehalten, machen wir eine geführte Tour. Austin nennt sich selbst Live Music Capital of the World. Also stürzen wir uns in der Ausgehmeile Sixth Street ins Nachtleben. Selbstverständlich darf auch ein BBQ nicht fehlen. Wir werden bei Cooper‘s Old Time Pit Bar-B-Que an der Congress Avenue fündig. Für die, die echtes, texanisches BBQ nicht kennen: Es ist Selbstbedienung, man sagt, welches Fleisch und welche Beilagen man möchte und bekommt das Ganze in Wachspapier eingepackt für zum am Tisch essen, der eigentlich eine Festbankgarnitur ist. Das Wachspapier dient als Teller und so hat man keine Schweinerei auf dem Tisch. Eigentlich recht praktisch… Wir nehmen Beef Brisquet und es ist vorzüglich! Austin hat uns extrem gut gefallen, da die Stadt von Natur umgeben ist, ein cooles Nachtleben hat und nicht so hektisch und überlaufen ist, wie andere Grossstädte.

Auf dem Weg nach San Antonio quartieren wir uns auf dem Campingplatz des Cranes Mill Park am Canyon Lake ein. Es ist Superbowl Sunday, für Football Fans das wichtigste Sportereignis des Jahres. Deshalb ist der Campingplatz wohl auch voll ausgebucht. Weil unsere Nachbarn nette Menschen sind, laden sie uns ein, nach dem Essen am Aussenfernseher ihres RV’s (Wohnmobil) den Superbowl anzuschauen. Zumindest für mich ist das Spiel nicht so wahnsinnig spannend, da ich keine Ahnung von Football habe. Unsere Nachbarn auf jeden Fall sind voll dabei.

San Antonio

Einem Tipp folgend parkieren wir beim The Pearl Areal, etwas ausserhalb von Downtown San Antonio. Dieses beheimatete früher eine Brauerei. Die Gebäude sind erhalten geblieben und auf dem Areal haben sich einige Restaurants, kleine Läden, einer der Campusse des „The Culinary Institute of America“, eine Bäckerei und das Hotel Emma angesiedelt. Dieses ist echt speziell! Es ist gelungen, die alte Einrichtung der ehemaligen Brauerei in das Hotel zu integrieren. Als Nichthotelgast kann man nur den Eingangs- und Aufenthaltsbereich sehen. Ehemalige Tanks wurden zu kleinen Sitznischen umgebaut, die Rohranlagen sind in die Architektur integriert worden und der Antrieb für das ehemalige Kühlsystem hat in der Lobby prominent seinen Platz gefunden. Das Hotelgebäude ist schön am San Antonio River gelegen. Von dort können wir auf dem River Walk dem Fluss entlang nach Downtown spazieren. Dieser führt unterhalb des Strassenniveaus insgesamt ca. 24 km durch San Antonio. Unser Abschnitt vom The Pearl Areal in die Stadt ist zum Glück etwas kürzer. Es ist wunderbar geruhsam entlang des Flusses und der Weg ist schön gepflegt und bepflanzt. Der Fluss ist nur ein paar Meter breit und so kann man die kleinen Plätze, die zum Verweilen einladen und künstlich angelegten Wasserfälle auf beiden Seiten der Flussufer bestaunen. Je mehr man in die Innenstadt kommt, desto belebter wird auch der River Walk. Es finden sich zahlreiche Restaurants auf beiden Seiten und ab und zu eine kleine Brücke, um die Ufer zu wechseln. Informationstafeln enthalten Interessantes über den jeweiligen Standort. Es fährt auch eine eine Art Wassertaxi, eine kleine Fähre mit festem Fahrplan. Ein Spaziergang entlang des River Walk lohnt sich auf jeden Fall.

Wir schlendern weiter in der Innenstadt herum und besichtigen die Kathedrale sowie den Governors Palace von aussen. Unter Letzterem haben wir uns tatsächlich eine Art Palast oder doch kleineres Schloss vorgestellt, zumal ja die Spanier in dieser Gegend waren. Der Governors Palace ist jedoch kein Palast sondern ein Haus, in dem früher der spanische Gouverneur gewohnt hat. Es ist so unscheinbar klein, dass wir es nicht auf Anhieb finden. Erst als uns ein sehr freundlicher Stadtmitarbeiter in die richtige Richtung weist, sehen wir es dann auch.

Auf keinen Fall verpassen sollte man ebenfalls die San Antonio Missions. Es handelt sich dabei um fünf Missionen, die einem 12.4 km langen Teilstück entlang des San Antonio Rivers errichtet worden sind. Als Ganzes spiegeln die Missionen den Versuch der Spanischen Krone wider, die nördliche Grenze des Vizekönigreichs Neuspanien zu besiedeln und die indigene Bevölkerung zum christlichen Glauben zu bekehren. Sie sind zwischen 1690 und 1750 von Franziskanern gegründet worden. Spanien erhoffte sich, seine Interessen in der Neuen Welt zu festigen und sich dabei gleichzeitig gegen das Eindringen der Franzosen aus dem Osten von Louisiana her zu schützen. Die einzelnen Missionen sind: Mission Concepcion, Mission San Jose, Mission San Juan, Mission Espada, Mission San Antonio de Valero (besser bekannt als „The Alamo“).

Wir besichtigen zuerst The Alamo, die sich als einzige der Missionen Mitten in der Innenstadt von San Antonio befindet. Die anderen Missionen sind etwas ausserhalb. Das schön gepflegte Areal ist nicht sehr gross. Das bekannte Gebäude ist die eigentliche Kirche. Darin kann man jedoch nur zwei Räume besichtigen, da sich die Kirche in einem wirklich desolaten Zustand befindet. Es werden dringend Gelder benötigt, damit die Kirche wieder einigermassen restauriert werden kann. Diese Kirche war zwischen Dezember 1835 und März 1836 Schauplatz einer Rebellion texanischer Siedler. Man muss bedenken, dass die Spanier diesen Teil von Texas bis zum Ende des 18. Jahrhunderts beherrschten, jedoch während der Mexikanischen Revolution (1821 bis 1835) an die Mexikaner verloren. Diese haben die Mission in ein Fort umfunktioniert (diese Soldaten kamen aus Alamo del Parras in Coahuila, Mexico, daher der Name „The Alamo“). Als die amerikanischen Siedler den mexikanischen zahlenmässig überlegen waren, versuchte die mexikanische Regierung, die amerikanischen Siedler zu vertreiben und wieder Kontrolle über das Gebiet zu erlangen. Dies führte zu Unruhen und die Siedler sowohl amerikanischer als auch mexikanischer Abstammung wollten die mexikanische Regierung los werden und den unabhängigen Staat Texas gründen. So besetzte eine Garnison von 187 texanischen Siedlern The Alamo für vier Monate, bis sie alle vom mexikanischen General Santa Anna getötet worden sind. Schliesslich gewannen die Amerikaner diesen Krieg doch noch. 1845 wurde die Republik Texas von den Vereinigten Staaten in den Staatenbund aufgenommen.

Als Nächstes fahren wir zur Mission San José, die schönste und grösste der fünf Missionen. In der Tat, das Kirchengebäude mit den Anbauten ist noch vollständig erhalten. Die Kirche selbst besichtigen wir nicht, spazieren dafür auf dem riesigen parkähnlich angelegten Areal herum, das sehr sauber gepflegt ist.

Als wir zum Parkplatz zurückkommen, sehen wir ein Wohnmobil mit österreichischem Kennzeichen neben unserem stehen. Die Bewohner heissen Babs und Helmut (mit Jack Russell Hündin Emma). Sie sind auf einer einjährigen Tour durch die USA unterwegs. Da es auf einem Campinplatz gemütlicher ist, unsere Erlebnisse auszutauschen, steuern wir einen in der Nähe an und verbringen einen gemütlichen Abend zu viert.

Einer der abgelegensten Nationalparks der USA 

Big Bend Nationalpark wird nicht umsonst als einer der abgelegensten Nationalparks bezeichnet (mal abgesehen von jenen in Alaska). Wenn man nicht gerade wie wir mit dem eigenen Reisefahrzeug unterwegs ist und der Nationalpark nicht ohnehin auf der Strecke liegt, kann man entweder nach El Paso oder Odessa/Midland fliegen und von dort noch fünfeinhalb bzw. viereinhalb Stunden mit dem Auto fahren, bis man da ist. Die weite Anreise ist es auf jeden Fall wert.

Obwohl abgelegen, ist der Nationalpark durchaus gut besucht. Es gibt drei Campingplätze mit insgesamt 219 Stellplätzen, eine Lodge sowie 116 Backcountry Plätze (Camping im Hinterland, nur mit Bewilligung möglich). Bei weit über 400’000 Besucher jährlich wird es recht schnell knapp mit Stellplätzen… Darum ist es sehr ratsam, sich von Anfang an um die Backcountry-Bewilligungen zu kümmern, ansonsten es schnell passieren kann, dass die schönsten Plätze schon weg sind und man auf die etablierten Campinglätze ausweichen muss. Das Nationalparkpersonal ist sehr hilfsbereit und berät einen gerne.

Auf einer Fläche von 3’242 km2 finden sich drei Ökosysteme: Die Chihuahua-Wüste, die einen Grossteil des Nationalparks einnimmt, der Rio Grande und die Chisos Mountains.

In der Chihuahua-Wüste leben neben dem Roadrunner hauptsächlich Candelillabüsche, Yuccas, Ocotillos oder Kakteen. Die Farben leuchten von gelb über rot und violett in allen Farbschattierungen. Es soll auch Schlangen geben. Die schlafen (zum Glück) alle noch, da es für sie Anfang Februar noch zu kalt ist. Es ist faszinierend, wie farbig nicht nur die Natur in der Wüste sondern auch die Hügelketten dort sind. Dies liegt wohl an den natürlichen Bodenschätzen wie Zink, Blei, Silber, Quecksilber oder Zinnober, die hier ganz früher einmal abgebaut worden sind.

Der Rio Grande ist die bedeutendste Wasserquelle im Big Bend. Am Fluss leben hauptsächlich mexikanische Souvenirverkäufer. Diese kommen per Pferd oder Maultier auf die amerikanische Seite, platzieren ihre Souvenirs an strategischen Stellen inklusive Kasse und warten auf der anderen Flussseite, bis ihnen Touristen etwas in die Kasse werfen. In regelmässigen Abständen kommen sie ihre „Verkaufsstellen“kontrollieren. Wer Glück hat, kann auch Biber beobachten. Der Rio Grande definiert auf ungefähr 118 Meilen (ca. 190 km) die südlichste Nationalparkgrenze, die zugleich auch die Grenze zu Mexiko ist. Von diesem Flussabschnitt hat der Nationalpark auch seinen Namen, denn der Rio Grande wechselt seinen zunächst südöstlichen Verlauf urplötzlich auf Nordost, macht also eine grosse Kurve, einen „Big Bend“. 

Die Chisos Mountains ragen wie eine grüne Insel aus der Wüste heraus, weshalb man solche Phänomene auch“Himmelsinseln“nennt. Der höchste Punkt, Emory Peak, befindet sich auf 2’385 müM. Die Chisos Mountains sind der einzige Gebirgszug, der sich in den USA vollständig innerhalb eines Nationalparks befindet. In den Bergen ist das Klima viel kühler und feuchter, weshalb sich hier oben hauptsächlich Douglasien, Ahornbäume, Wiesen und Wildblumen finden. Es leben hier auch Kojoten und Pumas. Also Obacht, wer wandern gehen möchte…

Was gibt es besseres, als mit dem eigenen Fahrzeug auf etwas mehr oder weniger herausfordernden Routen den Nationalpark zu erkunden. Wir besorgen uns deshalb im Visitor Center eine Offroadkarte des Nationalparks, die neben den Wegpunkten auch allerlei Interessantes zu den jeweiligen Routen enthält. Auf den Offroadstrecken ist man ziemlich alleine unterwegs und kann so die ganze Schönheit, die Big Bend zu bieten hat, geniessen. Wer sich nach einem harten Tag auf der Strasse entspannen möchte, kann dies in heissen Quellen tun. Ja, mitten in der Wüste sind sie direkt neben dem Rio Grande gelegen.

Faszinierend sind auch die verschiedenen Canyons im Park. Geologisch speziell ist der Ernst Tinaja Canyon, in dem die Felsen wie Wellen aufgeschichtet sind. Der Kalkstein leuchtet je nach Sonneneinstrahlung von goldgelb bis rosarot. An bestimmten Stellen haben sich tiefe Pools in den Fels gegraben, in denen sich zu jeder Jahreszeit Wasser befinden. Wie tief die Pools sind, weiss niemand so genau. Ab und zu fallen jedoch unvorsichtige Wildtiere hinein. Ein Herauskommen ist unmöglich, denn die Ränder sind von Wind und Wetter glatt geschmirgelt und die Wände zu steil. Also besser nicht zu nah ran gehen. Eindrücklich ist auch der grösste Canyon im Park, der Santa Elena Canyon. Schon alleine die Anreise dorthin ist lohnenswert und bietet jede Menge Aussichtspunkte. Ein kurzer Spaziergang führt ein wenig in den Canyon hinein. Hier werden einem die Ausmasse erst so richtig bewusst, denn die Wände ragen 457 Meter in die Höhe. Gewaltig! Die ganze Schönheit von Santa Elena Canyon lässt sich am Besten mit einer Flusstour erleben. 

Wer genügend Zeit hat, sollte unbedingt eine Wanderung in den Chisos Mountains einplanen. Wir haben uns für die South Rim Wanderung entschieden, einer Rundwanderung mit einem Höhenunterschied von 600 m und einer Distanz von rund 23 km. Im dortigen Visitor Center erhält man die entsprechenden Wanderkarten und Informationen. Es schlängelt sich eine gut ausgebaute Strasse den Berg hoch. Die Vegetation der Chisos Mountains ist ähnlich wie in unseren Breitengraden in den Alpen, mit der Ausnahme, dass auch noch in dieser Höhenlage Agaven leben. Es ist schon imposant, so ein kleines Pflänzchen mit einem so riesigen Blütenstand zu sehen. Dieser ragt bis zu 12 Meter in die Höhe! Die Pflanze blüht nur einmal in ihrem Leben (sie werden hier bis zu 50 Jahre alt), da sie danach stirbt. Wer möchte, kann hier oben auch übernachten. Es gibt unzählige Zeltplätze. Auch findet sich eine Gebrauchsanweisung für die Toilettenbenutzung, hahaha! Die Aussicht vom South Rim aus ist gigantisch! Weitsicht ohne Ende. Sogar den Santa Elena Canyon können wir sehen. Die Wanderung hat sich auf jeden Fall gelohnt. 

Bis anhin waren wir sehr oft in städtischen und besiedelten Gegenden unterwegs. Das bringt natürlich eine gewisse Hektik mit sich. Im Big Bend konnten wir das erste Mal so richtig abschalten und Natur pur geniessen. Einfach ausatmen und zur Ruhe kommen. Alles in Allem sind wir acht Nächte im Big Bend National Park geblieben. Wir haben einen sehr guten Überblick über die verschiedenen Regionen erhalten und das gesehen und gemacht, was wir auch wollten. Selbstverständlich kann man auch länger bleiben. Nach 14 Tagen allerdings muss man den Park in jedem Fall verlassen.

Marfa und zweitgrösstes Teleskop seiner Art

Als nächstes Etappenziel haben wir die Carlsbad Caverns im Auge. In Terlingua, der nächst gelegenen Ortschaft zum Big Bend Nationalpark auf dieser Seite, halten wir kurz an, um die Ghost Town anzuschauen. In den ehemals zerfallenen Gebäuden haben sich hauptsächlich kleine Läden angesiedelt. Hier sehen wir auch unser erstes richtiges Texas Longhorn! Ein Riesenviech!

Über den Camino del Rio, auch River Road genannt, geht es weiter über Presidio nach Marfa. Die Strasse schlängelt sich dem Rio Grande entlang durch trockene Flussbette (arroyos), Steigungen und imposanten Canyonwänden entlang. Zum grössten Teil verläuft die Strasse durch den Big Bend Ranch State Park. Die Gegend ist ähnlich wie im Big Bend, nur sind die Berge näher und das Gestein ist viel farbiger. 

Da es zu den Carlsbad Caverns doch noch gute 2.5 Stunden von Marfa aus zu fahren sind, wollten wir in der kleinen Stadt übernachten. Wir haben gehört, dass es in Marfa so ein Lichterphänomen geben soll, die Marfa Lights. Perfekt, so können wir das Stätdchen bei Tag noch besichtigen und am Abend die Lichter bestaunen, bevor wir am nächsten Tag weiterfahren. Beim Tourismusbüro versuchen wir mehr Informationen zu Marfa und den Lichtern zu erhalten. Wir erfahren, dass Marfa eigentlich ein Künstlerort ist, wo auch die weltberühmte The Chinati Foundation zu Hause ist. Macht nichts, uns Kunstbanausen sagte diese Stiftung auch nichts… Marfa ist ein lustiges Dorf. Ausser dem hübschen County Courthouse gibt es eigentlich nur Kunstgalerien und ein paar coole kleine Läden. Auf den Strassen laufen etwas abgedrehte Leute rum. Künstler eben! Da wir zu den Marfa Lights keine gescheiten Informationen erhalten haben und diese anscheinend doch nicht zu spektakulär sind, entscheiden wir uns, anstatt über den Highway nach Fort Davis weiterzufahren. Dort soll im McDonald Observatory eines der grössten Teleskope weltweit stehen. Tönt viel spannender als irgendwelche Lichter.

Wir ergattern Karten für eine Besichtigungstour des Teleskops und für die Star Party am Abend, an der man durch auf dem Gelände aufgestellten Teleskope verschiedene Sternenbilder beobachten kann. Das Hobby-Eberly Telescope (HET) ist das weltweit zweitgrösste Teleskop seiner Art. Es hat einen Durchmesser von 10 m! Das Grösste befindet sich auf den Kanaren. Derzeit wird in Chile an einem noch grösseren Teleskop gebaut (dem Magellan Teleskop). Dieses soll zehnmal stärker sein als das Hubble Teleskop, welches vom Weltraum aus Bilder sendet. Allerdings muss sich die Welt noch bis 2029 gedulden. Ach ja, das Mysterium der Marfa Lights wird auch aufgeklärt. Es sind… nein, das könnt ihr selber in Erfahrung bringen, wenn ihr wollt ☺︎. Die Star Party wäre wohl echt cool gewesen, wären da nicht die Wolken, die plötzlich aufziehen. Wolken sind ja nicht gerade ideal zum Sternengucken. Immerhin sehen wir Sirius, den hellsten noch sichtbaren Stern. Der Besuch des McDonald Observatory hat sich für uns absolut gelohnt. Wer sich ein wenig für Astronomie interessiert, dürfte ebenfalls begeistert sein. 

Wir haben uns wohl ein bisschen in Texas verliebt. Dieser Staat hat die verschiedensten Regionen zu bieten wie z.B. Prärie und Seen, Hügelland, Golfküste, Flachland und so viel mehr als nur herdenweise Kühe, Ölpumpen und karges Land. Die Leute sind immens freundlich, auch Fremden gegenüber. Das kommt wahrscheinlich daher, weil der Staat so gering besiedelt und dadurch das Zusammengehörigkeitsgefühl einfach grösser ist. Wir hatten eine immens schöne Zeit in Texas und möchten in jedem Fall auch die anderen Regionen noch entdecken. Nun heisst es jedoch den wunderschönen Lone Star State Richtung New Mexico zu verlassen, wo die Carlsbad Caverns liegen.

Nach oben scrollen