USA – Vegasschleife

Glanz und Glamour in Las Vegas. Kontrastreiches Death Valley, Fahrvergnügen, heisse Quellen, bunte Steine und in voller Blüte stehende Mojave Wüste.

10. März – 9. April 2020

Viva Las Vegas!

Las Vegas hat sich doch um Einiges verändert, als wir das letzte Mal hier waren. Die Vororte sind gewaltig gewachsen und einige Casinos sind durch andere ersetzt worden. Das gewisse Etwas ist jedoch geblieben. Für die nächsten drei Nächte haben wir uns im New York New York Casino & Resort einquartiert. Wir sehen uns die Casinos am Strip an, das High Roller Riesenrad, das in einem hübsch gestalteten Viertel gelegen ist und lassen die spezielle Atmosphäre auf uns wirken. Natürlich dürfen die Wasserspiele vor dem Bellagio auch nicht fehlen.

Downtown Las Vegas sollte man ebenfalls besucht haben. Bevor die Riesenhotels am Las Vegas Boulevard, dem Strip, entstanden sind, war die Fremont Street in Downtown das Vergnügungszentrum der Spielerstadt. In Fremont steht (oder besser hängt) auch der berühmte Neon-Cowboy, den ihr sicher schon im Fernsehen gesehen habt. Er heisst Vegas Vic. Seine Gefährtin Vegas Vickie hängt nicht weit von ihm über dem Girls of Glitter Gulch Strip Club (und seit Ende Oktober 2020 in der Lobby des neuen Circa Resort & Casino; Anmerkung der Redaktion). In Fremont gibt es eine Lasershow (die Fremont Street Experience), die auf die Überdachung der Fussgängerzone projiziert wird. Im Gegensatz zum Strip ist hier viel mehr los. Es gibt Livemusik und Livekünstler, was am Strip leider fehlt. Da wir die 5 km dahin zu Fuss gegangen sind, nehmen wir für den Rückweg ein Taxi. Ist sicherer mitten in der Nacht…

Es gibt unzählige Sachen, die man in Las Vegas machen kann, abgesehen vom Spielen. Grösstenteils sind diese Sachen auch ziemlich kostenintensiv, was sich nicht immer mit dem Budget vereinbaren lässt. Es gibt jedoch auch Dinge, die entweder gratis oder extrem reduziert sind, man muss einfach ein wenig flexibel sein. So nehmen wir an einer Bewertung für eine Sitcom teil. Witzige Erfahrung… Auch besuchen wir das MOB Museum. Darin wird die Geschichte der Entstehung und des Untergangs der Mafia in den USA gezeigt. Die verschiedenen Ausstellungen sind super gemacht und sehr informativ. Das Museum befindet sich in Downtown Las Vegas.

Fabian hat einmal Wohnmobile in den USA vermietet. Sein ehemaliger Chef, Kurt, lebt immer noch in Las Vegas und natürlich besuchen wir ihn. Wir gehen zusammen essen, tauschen Erinnerungen und Erlebnisse aus, erzählen über unsere Reise und haben einen schönen Abend. 

Was bei einem Las Vegas Besuch auf keinen Fall fehlen darf, ist ein Foto vom berühmten Fabulous Las Vegas Schild. Wow, irgendwie musste man hier früher nie anstehen… heute schon. Dafür bietet ein professioneller Fotograf seine Dienste für eine kleine Spende an und macht mit der eigenen (also unserer) Kamera Fotos. Das hat sich echt gelohnt, die Fotos sind super geworden!

Valley of Fire

Da wir noch auf Teile für unseren Camper aus Europa warten, die noch nicht eingetroffen sind, erkunden wir die Umgebung um Las Vegas herum.

Das Valley of Fire liegt gleich ausserhalb von Las Vegas. Als wir in die Nähe des gleichnamigen State Parks kommen, sehen wir, warum die Gegend Valley of Fire, also Tal des Feuers, heisst. Die Felsen leuchten in tiefem rot, so als ob sie in Flammen stehen würden. Dies kommt vom rotem Aztec Sandstein.

Wenn möglich, möchten wir im Park übernachten. Als wir beim ersten Campingplatz ankommen sehen wir schon das Schild, dass alle Plätze besetzt sind. Wir machen trotzdem die Runde im Campingplatz, da dieser zwischen den Felsen angelegt worden ist. Auch wenn wir dort nicht übernachten können, sehen wir doch etwas von den Felsformationen. Wir staunen nicht schlecht, als wir auch noch Wüsten-Dickhornschafe sehen, die im Gebüsch zwischen den Felsen grasen. Wunderschöne Tiere mit massiven Hörnern, die sich nach hinten über die Ohren, dann abwärts und nach vorne drehen (zumindest jene der Männchen). Wir übernachten kurz ausserhalb des Parks auf öffentlichem Grund der vom Bureau of Land Management (BLM) verwaltet wird.

Am nächsten Tag schauen wir uns die verschiedensten Formationen mit Namen wie Fire Wave, White Domes, Elephant Rock oder Crazy Hill an. So unterschiedlich die Namen so verschieden sind die Farben der Felsen – von grün, rot, rosarot, violett über gelb bis weiss ist alles vertreten. Faszinierend schön! Der State Park bietet 11 Wege an, auf denen die Felsformationen entdeckt werden können. Es ist für jedes Konditionsniveau etwas dabei. Besonders faszinierend in Form und Farbe ist die Fire Wave. Der Fels ist rot weiss gestreift und durch Wind und Wetter schön abgeschliffen worden, so dass er fast wie eine riesige Welle aussieht. An zwei Orten im State Park kann man die Petroglyphen der Anasazi sehen, beim Atlatl Rock und auf dem Mouse’s Tank Trail.

Hoover Dam und Lake Mead Recreational Area

Eigentlich wollten wir über den Hoover Dam nach Las Vegas fahren. Geht leider nicht, wenn man von Arizona her kommt (die Fahrbahn von dieser Seite wurde permanent gesperrt). Da fährt man auf dem Highway direkt über die 2010 fertiggestellte Mike O’Callaghan – Pat Tillman Memorial Bridge. Diese verfügt über einen Fussgängerweg, der durch eine fast mannshohe Mauer vom Strassenverkehr abgegrenzt ist. Von hier oben hat man einen Superblick auf den Staudamm selbst, Lake Mead und die umliegende Landschaft. Der Zugang zur neuen Brücke befindet sich innerhalb des Areals, das heisst, man muss zuerst eine kurze Sicherheitskontrolle passieren. Kurz danach hat es genügend Parkplätze, von wo aus eine Treppe zur Brücke hinauf führt.

Wir holen nach, was wir vor ein paar Tagen verpasst haben und fahren auf der alten Strasse (SR 172) über den Hoover Dam. Ein paar Kurven und Höhenmeter später endet die alte Strasse am Hoover Dam Lookout. Etwas weiter unten entlang der alten Strasse gibt es Gratisparkplätze. Hier stellen wir unseren Camper ab und geniessen die Aussicht auf den Staudamm und die Wassereinlasstürme (Intake Towers). Wir überqueren den Staudamm nun auch zu Fuss und möchten diesen gerne auch von innen anschauen. Dies ist jedoch leider nicht möglich, da angeblich der Fahrstuhl defekt ist. Alternativ könnten wir das Visitor Center gegen eine Gebühr besichtigen. Allerdings gibt es Sicherheitsvorschriften und man darf mit Sackmesser nicht hinein. Im Gegensatz zu Fabian habe ich seit Washington D.C. kein Sackmesser mehr dabei… Jetzt sind wir wieder quitt. Also schauen wir uns das Areal von aussen an. Das ganze Bauwerk ist schon ziemlich eindrücklich. Eindrücklich ist auch der tiefe Wasserstand vom Lake Mead. Die Felsen im Wasser sind zweifarbig, oben braungrün und unten fast schneeweiss. Der weisse Teil war einmal von Wasser bedeckt. Leider sinkt der Wasserpegel kontinuierlich. Dieser steht derzeit auf einem Stand von 1’096 Fuss. Bei einem Stand von 950 Fuss kann kein Strom mehr produziert werden und Hoover Dam würde seine Funktion verlieren und in Las Vegas gehen die Lichter aus 😊.

Die Gegend um Lake Mead ist wunderschön und sehr kontrastreich. Das Wasser ist stahlblau, die umliegenden Hügel graugrün mit den für die Gegend typischen roten Felsen durchsetzt. Manchmal sieht es auch so aus, als ob ein Maulwurf die Gegend umgegraben hätte 😊. Stellplätze mit Blick auf das Wasser hat es genug, man muss jedoch ein bisschen herumfahren, bis man den für sich perfekten Platz gefunden hat.

Wir möchten auch noch das Death Valley erkunden und wollen davor noch waschen, duschen und unsere Vorräte aufstocken. Das erledigen wir in dieser Reihenfolge im nahen Henderson. Im Waschsalon begegnen wir einem Mann, der mit Chirurgenhandschuhen und einer Pistole (!) am Gürtel mit einem Gehilfen seine Wäsche macht. Das ist doch etwas unheimlich… Im Waschsalon läuft im Fernsehen Nachrichten. Uns fällt fast die Kinnlade herunter, als wir erfahren, dass die MGM-Hotels sowie zwei weitere grosse Hotelketten am Las Vegas Strip wegen COVID-19 ab morgen vorläufig schliessen werden. Wahnsinn..! Wir hätten nie gedacht, dass am Strip einmal „die Lichter ausgehen“ könnten. Das scheint nun vorübergehend der Fall zu sein. Somit ist Corona nun wohl auch in den USA angelangt. Nach dem Kleiderwaschen wollen wir das mit uns auch tun und gehen zum nahegelegenen Fitnesscenter. Der junge Mann am Empfang ist recht nett und lässt uns für USD 5.00 für beide die Duschen benutzen. Wir sind froh, dass das Fitnesscenter noch nicht geschlossen hat. Als wir den Lebensmittelladen betreten, sind wir noch guter Dinge. Es ist noch jede Menge Gemüse und Obst vorhanden. Doch als wir um das Regal biegen, kriegen wir fast einen Lachanfall. Kein, und ich meine kein, Fleisch mehr. Milchprodukte, Wasser und WC-Papier sind auch alle. Da wir ja in die Wüste wollen kaufen wir halt ein, was wir noch bekommen und füllen anschliessend den Haupt- und Reservetank. Man weiss ja nie…   

Death Valley National Park

Death Valley, Tal des Todes. Beim Klang des Namens erwartet man eigentlich ein ödes Tal ohne gross Vegetation. Was für eine Überraschung, als wir hier hinein fahren! Alle Büsche sind grün oder blühen schon, so auch die Blümlein am Strassenrand in gelb und violett. Es ist anscheinend ziemlich selten im Death Valley, dass man Wildblumen sehen kann. Wir machen einiges an Höhenmeter. Zuerst starten wir auf über 1’600 müM, dann geht es runter ins Tal auf 500 müM, danach wieder hinauf auf 1’000 müM und schliesslich zum tiefsten Punkt auf dem nordamerikanischen Festland auf -85.5 müM im Badwater Basin. Das Badwater Basin war vor gut zwei- bis viertausend Jahren ein rund 9 m tiefer See. Als das Wasser verdunstete blieb eine Salzschicht zurück, die, je nach Ort, zwischen 1,5 bis 0,3 cm dick ist. Wir spazieren ein wenig auf der Salzebene herum und bestaunen die Formen, die Wind und Wetter im Salz hinterlassen haben.

Bombige Aussichten

Farblich extrem schön ist der Artist’s Drive mit der Artist’s Palette. Der Weg schlängelt sich durch einen Canyon. Als wir an der Artist’s Palette ankommen, dem Höhepunkt dieser Tour, sind wir hin und weg von den Farben. Es sieht aus, als ob ein Maler die Felsen in den schönsten Pastelltönen angemalt hätte. Die Farben stammen von vulkanischen Ablagerungen reich an mineralischen Farbpigmenten wie Eisenoxid oder Chlorit, die einen Regenbogeneffekt kreieren. Einzigartig schön!

Einen gewaltigen Ausblick über das Death Valley selbst hat man vom Aussichtspunkt Dante‘s View. Da die Wüstenluft sehr trocken ist, ist die Weitsicht dementsprechend gross und man kann fast das ganze Tal überblicken. Von hier oben wird einem erst so richtig bewusst, wie gross das Badwater Basin eigentlich wirklich ist. Wir spazieren den kurzen Weg zum Dante’s Peak, von wo man eine etwas andere Perspektive über die Landschaft erhält. Anschliessend fahren wir zum Zabriskie Point. Die Aussicht auf die Salzebene ist nicht so grandios wie bei Dante‘s View, doch sind die Formationen der Badlands und deren Farbgebung sehr schön und es ist genau das, was diesen Aussichtspunkt speziell macht. Diese gelb- braun gestreiften Hügel sind von der Kraft des Wassers geformt worden. Man kann genau sehen, welchen Weg sich das Wasser durch das Gestein gebahnt hat. Auf der anderen Seite der Salzebene sind die Panamint Mountains zu sehen. 

Da es zu dieser Jahreszeit nicht allzu heiss ist, wagen wir an einem Nachmittag einen Spaziergang auf dem Talboden, genauer durch den Golden Canyon. Wanderungen oder Spaziergänge während der heissen Monate sind im Death Valley nach zehn Uhr morgens absolut tabu. Es sterben auch ab und zu Personen wegen der unerträglichen Hitze, die regelmässig bis zu 49 Grad Celsius erreicht. Auch hier sind die Farben und Formationen wiederum anders als jene, die wir bisher gesehen haben. Wahnsinn, wie vielfältig das Death Valley ist!

Für ein bisschen Offroad-Feeling befahren wir die Titus Canyon Road. Die Schotterstrasse ist ca. 43 km lang und von Ost nach West verlaufend. Es herrscht Einbahn. Die Piste führt zunächst durch das Amargosa Valley und steigt in die Grapevine Mountains an. Die Hänge sind dicht bewachsen und alles ist sehr grün. Ein ziemlicher Gegensatz zur Wüste einige hundert Meter weiter unten. Auf dem Red Pass auf ca. 1‘600 müM schneit es sogar ganz leicht! Von dort haben wir einen schönen Blick über die bewachsenen Hügel. Von der Geisterstadt „Leadfield“ ist ausser wenigen zerfallenen Hütten und einigen Minen nichts mehr zu sehen. Es geht weiter bergab in den Titus Canyon hinein. Kalksteinfelsen erheben sich links und rechts des breiten Flussbetts. Hier sind die gewaltigen geologischen Kräfte, die die Felsen gefaltet haben, sehr gut sichtbar. Die rauen, steilen Felsen bieten einen idealen Lebensraum für das Wüsten-Dickhornschaf. Hier haben wir jedoch keine gesehen. Die letzten paar Kilometer sind die coolsten, weil sich der Canyon ziemlich verengt und die Piste recht kurvig wird. Hier kommt man sich ziemlich klein vor… Insgesamt eine schöne Strecke mit abwechslungsreicher Landschaft und fahrerisch nicht sehr anspruchsvoll. Man sollte so mit ungefähr zwei bis drei Stunden Fahrzeit rechnen.

Rennende Steine

Westlich im Park befindet sich der Ubehebe Krater. Dieser ist (je nach Quellenangabe) zwischen 182 und 234 Meter tief und gut 800 Meter breit. Entstanden ist der Krater durch eine Wasserdampfexplosion beim Zusammentreffen von Grundwasser und heissem Magma. Die Gegend rund um den Krater ist von Lavasand bedeckt, durch die ein zarter grüner Flaum hervorlugt. 

Wir wollen weiter zur Racetrack Playa im Racetrack Valley. Das ist ein uralter ausgetrockneter See, auf dem sich das Phänomen der „rennenden Steine“ beobachten lässt. Der See ist die meiste Zeit des Jahres ausgetrocknet und hat ein Gefälle von 3.8 cm. Dort bewegen sich Gesteinsbrocken wie von Geisterhand über die Ebene und hinterlassen „Rennspuren“ im Lehmboden. Dieses Naturschauspiel konnten die Wissenschaftler erst 2014 erklären. Wir lassen euch jedoch die Freude, um des Rätsels Lösung selbst herauszufinden 😉. Um zur Racetrack Playa zu kommen muss vom Ubehebe Krater eine Strecke von ungefähr 41 km zurückgelegt werden. Und was für eine Strecke das ist… Katastrophales Waschbrett! Echt nicht schön zum Fahren und dementsprechend langsam kommen wir voran. Auf ungefähr halber Strecke beginnt es heftig zu schneien, wie im Hochwinter! Und das an einem der trockensten Orte der Welt! Unglaublich! Die verschneiten Joshua Trees am Strassenrand sehen mit all dem Schnee recht witzig aus. Da wir auf dieser schlechten Piste wirklich langsam vorankommen, übernachten wir bei Teakettle Junction (zu deutsch Teekannen-Kreuzung), am einzigen Ort an dem es hier hinten erlaubt ist (auf dem Foto seht ihr, warum die Kreuzung so heisst). Als wir ins Bett gehen, schneit es immer noch. Mal sehen, wie lange der Schneefall anhält… Am Nächsten morgen ist der Schnee auf der Strasse wieder geschmolzen, nur auf den Büschen und Joshua Trees ist er liegengeblieben. Auch die rosa blühenden Kakteeen zieren sich mit einem Schneehäubchen. Als wir Racetrack Playa erreicht haben, bietet sich uns eine sagenhaft wunderschöne Kulisse. Der See hat sich durch den gestrigen Schneefall zum Teil mit Wasser gefüllt und die verschneiten Bergspitzen spiegeln sich im Wasser.

Heisse Quellen 

Wir haben von Gaby und Cornel den Tipp erhalten, unbedingt ins Saline Valley zu fahren, weil es dort heisse Quellen gibt. Ihr denkt jetzt vielleicht, die sind verrückt, sich in der Wüste in heisse Quellen setzen zu wollen. Zu dieser Jahreszeit ist dies jedoch perfekt, denn es ist Frühling und es hat in der Höhe gerade erst geschneit! In Stovepipe Wells treffen wir uns mit Martin und Valentina. Die beiden sind aus der Schweiz und der Kontakt ist über ehemalige Nachbarn von Fabian zustande gekommen. Der Weg führt uns wieder einmal über einen Pass, den South Pass, und ich muss sagen, dass mich dieses Death Valley jeden Tag wieder aufs Neue erstaunt. Jedes Tal schaut farblich anders aus. Auch die Höhenmeter die man zurücklegt sind wohl einzigartig. Die Piste ist ganz gut befahrbar und führt durch teilweise mit Joshua Trees und anderem Buschwerk bewachsene Hügel.

Bei den Quellen angekommen wird uns von einem Gast erklärt, dass es obere und untere Quellen gibt und man sich hinstellen kann, wo man möchte. Da die unteren Quellen nicht gerade den besten Eindruck machen, suchen wir uns an der oberen Quelle einen Stellplatz. Der Boden ist steinig und mit Büschen durchsetzt.

Die Quellen selbst bestehen aus zwei betonierten Pools, die rundum mit Steinen besetzt sind. Man kann es sich so vorstellen, wie die kleinen runden Pools in Thermalbädern, in denen das Wasser am heissesten ist. Nur sehen diese Pools natürlicher aus. Die Pools sind tadellos sauber. Bei den Pools hat es riesige Palmen (die irgendjemand mal gepflanzt hat), in denen Fledermäuse wohnen. In der Dämmerung sieht man sie umherfliegen. Das Wasser ist schon ziemlich heiss, so um die 42 Grad Celsius. Etwas entfernt hinter den Palmen gibt es eine Dusche und eine Abwaschstelle, beides ebenfalls mit Warmwasser. 

Es hat auch ein öffentliches Plumpsklo. Ich habe ganz ehrlich noch nie ein so sauberes und mit liebe dekoriertes Häuschen gesehen. Respekt… Es gibt genügend flauschiges WC-Papier und Reinigungsmittel. Damit man den Weg dahin auch findet, haben Leute den Weg mit Steinen markiert. Überhaupt hat es überall etwas Kunst aus Steinen am Boden. Man muss wissen, dass es an diesen Quellen Leute gibt, die wohl permanent hier wohnen… alte Hippies, ältere Männer mit langen Haaren und lackierten Fingernägeln 😁. Es gibt einen Ehrenkodex unter den Besuchern, die mehrmals hierher kommen. Jeder bringt etwas mit, wie z.B. WC-Papier, Reinigungs- oder Abwaschmittel usw. Auch ist es selbstverständlich, dass ab und zu die Pools abgelassen, gereinigt und wieder eingelassen werden. Ich sage euch, das funktioniert besser, als wenn dies der Nationalparkservice oder sonst eine öffentliche Stelle organisieren würde. Ach ja, Bekleidung ist freiwillig. Da es etwas kühl ist, haben die meisten etwas an.

Nachdem wir vier uns eingerichtet haben, stürmen Fabian und ich zu den Pools, geniessen das heisse Wasser und das wunderschöne Panorama. Beim z’Nacht sehen wir im der Dämmerung einen Camper mit wahrscheinlich Schweizer Nummernschild an uns vorbeifahren. Dem müssen wir am Morgen, bevor wir abfahren, unbedingt noch Hallo sagen.

Nette Überraschung 

Die Leute mit dem Camper sind tatsächlich Schweizer, Steffi und Ozy. Sie kennen die Quellen und erklären uns auch, wie das Ganze hier funktioniert. Eigentlich wollten wir mit Martin und Valentina heute ja weiter, doch Steffi und Ozy überreden uns vier, doch noch zu bleiben. Gesagt, getan. Wir verschieben uns auf einen Platz, wo unsere drei kleinen Fahrzeuge Platz finden. Wir geniessen die spezielle Atmosphäre, die dieser Ort ausstrahlt. Nach dem z’Nacht kommt das Highlight des Tages, ein Bad in den heissen Quellen. Herrlich! Danach gleich ab ins Bett und die etwas kühleren Temperaturen spielen keine Rolle mehr.

Bei uns neigen sich die Vorräte (und das WC-Papier) langsam dem Ende zu und wir wollen ohnehin nach Las Vegas um zu sehen, wo unsere Lieferung bleibt. Martin und Valentina möchten das Death Valley noch etwas mehr erkunden und deshalb auch weiterfahren. Steffi und Ozy planen, die gröbste Corona-Panik im Saline Valley zu umgehen. So verabschieden wir uns und gehen unserer Wege. Wir erfahren, dass das mit unserer Lieferung noch ein Weilchen dauern wird. Wir machen unsere Besorgungen (wir bekommen tatsächlich auch WC-Papier!) und statten Kurt in Las Vegas einen kurzen Besuch ab, bevor wir noch einmal Richtung Colorado River fahren. Wir sehen uns das Örtchen Nelson an, das inmitten der hügelig-felsigen Landschaft liegt. Von hier aus könnte man Silberminentouren in der El Dorado Mine machen. Wegen Corona ist jedoch alles geschlossen. Nelson ist echt cool. Es besteht aus vielleicht 5 oder 6 Wohnhäusern (alle aus Holz) und überall stehen alte, schön aufgemachte Fahrzeuge herum. Nach etlichen Fotos geht es weiter zum Fluss. Die Wüste beginnt langsam zu blühen und die Umgebung ist gesäumt von gelben Blüten. Nachdem wir alles gemacht haben, was wir in Las Vegas vorhatten, zu tun, treffen wir uns wieder mit Ozy und Steffi ausserhalb von Las Vegas im Sandy Valley auf BLM-Land. Sie wurden leider aus dem Saline Valley vertrieben. Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden…

Schwere Entscheidung

Die Corona-Lage beschäftigt uns dieser Tage immens. Unser Aufenthalt läuft am 28. April aus und wir sollten bis dahin die USA verlassen haben. Leider haben die Präsidenten sowohl der USA als auch Kanadas die Landgrenzen für den Autoverkehr dichtgemacht. Somit können wir derzeit nicht wie geplant mit unserem Camper nach Kanada. Einfach nach Kanada rüberfliegen, den Einreisestempel abholen und zurück ist für uns aufgrund der weltweiten Lage auch keine Option. Nach langem Überlegen und vielen Diskussionen entscheiden wir uns schweren Herzens, unsere Reise so lange zu unterbrechen, bis dieses Corona (in hoffentlich ein paar Wochen) wieder vorüber ist. Es stossen zwei weitere Schweizer, Claudia und Thomas mit ihrem Bucher Duro, oder einfach kurz „Dubu“, zu uns ins Sandy Valley. Wir freuen uns, sie endlich persönlich kennen zu lernen, denn wir haben von Sibylle und Hermann schon sehr viel von ihnen gehört! Die beiden haben das ähnliche Problem wie wir, nur dass sie schon Mitte April aus den USA ausreisen müssen. Sie haben uns erzählt, dass sie in Las Vegas einen Garagenstellplatz gefunden haben und diesen besichtigen werden. Da schliessen wir uns doch gerne an. Die Anlage sieht gut und sicher aus und auch wir entscheiden uns, unseren Camper dort unterzubringen. Den Papierkram erledigen wir schnell und unbürokratisch und so können wir den letzten gemeinsamen Abend (Dubus’s reisen bereits jetzt schon ab) zu sechst auf BLM-Land nahe Las Vegas ausklingen lassen.

Schöner Abschluss auf der Mojave Road

Unseren Flug haben wir erst auf den 8. April gebucht. So entscheiden wir uns, gemeinsam mit Steffi und Ozy noch einen Road-Trip auf der Mojave Road zu machen. Zuerst, jedoch, zeigen uns die beiden eine wunderschöne Ecke am Colorado River, den Aztec Wash im Lake Mead National Recreation Area. Die Piste führt über eine Bergkette, vorbei an blühenden Kakteen und Blumen, die an den Steinhängen wachsen. Je nach Höhe wechseln sich die Blumen und Kakteen mit Joshua-Tree bestandenen Hängen ab. Wunderschön und faszinierend, wie ein blühender Steingarten. Unterwegs sehen wir sogar eine Wüstenschildkröte! Wir können einen wunderschönen Sonnenuntergang geniessen und lassen den Abend mit einem feinen z’Nacht gemütlich ausklingen.

Fabian bekommt von Ozy einen neuen, leichteren und sommerlichen Haarschnitt verpasst. Steht ihm echt gut!

In Bullhead City tanken wir noch einmal und biegen dann auf die Mojave-Road ab. Das Wüstenabenteuer kann beginnen! Es ist wunderschön und der Frühling hat auch hier Einzug gehalten. Der Wegrand ist übersät mit kleinen Blümchen, die riesige Blütenteppiche bilden. Auf einer kleinen Anhöhe finden wir dann ein ziemlich windiges Plätzchen für die Nacht. Die Weitsicht ist perfekt, um den Sonnenuntergang zu beobachten.

Die erste Sehenswürdigkeit auf unserem Weg ist Fort Piute. Der Weg dorthin zweigt vom Hauptweg ab und ist ziemlich holprig. Wir kommen noch langsamer voran, als auf der Mojave-Road. Aber bekanntlich ist ja der Weg das Ziel, oder? Das Fort liegt zwischen Vulkanhügeln in der Nähe eines Baches. Der Bach selbst ist dicht mit Pappeln bewachsen und überall blüht es, sogar die Kakteen. Dabei haben die Schmetterlinge ihre helle Freude. Das Fort Piute selbst besteht aus zwei Ruinengebäuden. Es wurde zum Schutz der Planwagen errichtet, die die Mojave-Road nutzten – und zum Schutz gegen die Indianer. Es war aber nur ein gutes Jahr in Gebrauch, bevor es wieder aufgegeben wurde (die Güter wurden nunmehr per Bahn transportiert und die Strasse verlor an Bedeutung).

Es ist spannend zu sehen, wie sich die Vegetation verändert, je weiter wir fahren. Es gibt nun viel grössere Creosotbüsche und feinen Grasflaum auf dem Wüstenboden. Irgendwann fahren wir durch einen richtigen Joshua Trees Wald. Da die Sonne scheint, ist es draussen richtig angenehm und wir geniessen wieder einmal einen schönen Abend mit feinem Essen.

Eine richtige fahrerische Herausforderung besteht aus einer steilen Auswaschung, die es hinunterzufahren gilt. Wir Damen gehen voraus, damit wir uns strategisch geschickt fürs Fotografieren und Filmen positionieren können während die Herren mit den Fahrzeugen diese Stelle passieren. Die sogenannten Whoop-De-Dos können auch eine Herausforderung darstellen. Jedoch mehr für den Magen als für den Fahrer. Wer nicht seefest ist, wird das Geschaukel nur halb so lustig finden. Auf jeden Fall kann man aus Milch Butter produzieren 😁. 

Eine Sehenswürdigkeit, die man fast nicht verpassen kann, ist die Mojave-Road Mailbox. Wie der Name schon sagt, ist dort ein amerikanischer Briefkasten aufgestellt und ein Fahnenmast ohne Flagge. Normalerweise ist dort eine US-Flagge gehisst. Nur jetzt leider nicht. Dafür finden wir den hinter der Mailbox gelegenen „frog garden“, Froschgarten. Wir alle tragen uns ins Roadbook ein. Ozy und Steffi erklären uns, dass jeder Reisende eigentlich etwas kleines in den Briefkasten legen sollte. Hmmm, nur was? Na klar, wir haben ja eine liechtensteinische Flagge dabei! Die wird natürlich gleich gehisst! Wenn wir Liechtensteiner schon auf Alaska verzichtet haben, erobern wir jetzt halt die Mojave!

Unweit der Mojave-Road Mailbox kommen Vulkankegel ins Blickfeld. Ein kleiner Abstecher führt uns zu den sich dort befindlichen Lavatubes (Röhren, die von der flüssigen Lava geschaffen worden sind). Speziell an diesen Lavatubes ist, dass der Boden mit feinem Staub bedeckt ist. Bei jedem Schritt wirbelt der Staub auf und das durch Löcher in der Decke hereinscheinende Licht zaubert wunderschöne Lichteffekte. Wir suchen uns einen schönen Platz und geniessen die Zeit an der Sonne und lassen den Tag mit einem feinen z’Nacht ausklingen.

Die nächste Etappe führt weiter durch die ebene Wüstenlandschaft, bis in der Ferne ein langer weisser Fleck sichtbar wird. Der Soda Lake. Der ausgetrocknete Salzsee ist sehr trocken heute und die Fahrt bis zum Traveler’s Monument ist einfach. Selbstverständlich haben auch wir einen Stein mitgebracht, den wir dem Monument hinzugefügt haben. Auch kennen wir nun die Geheimbotschaft, die zwischen den Steinbrocken versteckt ist. Wie diese lautet? Tja, da müsst ihr schon selbst hinfahren und diese lesen… Der richtige Weg ist immer weniger zu erkennen. Zum Glück stehen riesige Holzbohlen als Wegweiser an den neuralgischen Stellen. Unser nächstes Lager schlagen wir im Afton Canyon auf. Die Felsformationen, die den Canyon bilden, sind ziemlich farbig, ähnlich jener im Death Valley. Im Afton Canyon gibt auch einen Slot Canyon, Spooky Canyon genannt, den wir natürlich erkunden müssen. Steffi, Fabian und ich marschieren mit Stirnlampen ausgerüstet in den Canyon hinein. Je weiter wir hinein gehen, desto enger und dunkler wird es. Irgendwann kommen wir an eine steile Wand, die nur noch mit Seilen zu überwinden ist. Die erste nehmen Fabian und ich noch, bei der zweiten wird es dann wesentlich zu steil. Nicht weit von unserem Stellplatz entfernt führt die Bahnlinie der Union Pacific Railroad vorbei. Es gibt hier Züge, die sage und schreibe 5 Minuten brauchen, bis sie komplett vorbeigefahren sind! Die sind echt lang!

Die letzte Etappe führt uns durch den Afton Canyon und durch die Furt des Mojave River. Ozy meistert die Furt souverän. Für die beiden ein wenig langweilig, weil seit ihrer letzten Durchfahrt anscheinend die Wellen im Untergrund geglättet worden sind. Fabian hat so eine Gaudi an der Wasserdurchfahrt, dass er sie gleich noch einmal durchwaten möchte. Und ja, der Land Rover ist tatsächlich nicht dicht. So gut wie das Wasser in den Land Rover reinfliesst, fliesst es zum Glück auch wieder ab 😁.

In der Nähe von Barstow geniessen wir eine heisse Dusche in einem Truck Stop und übernachten in der nahe gelegenen Rainbow Basin Natural Area. Diese wird vom BLM verwaltet und weist nach eigenen Angaben aussergewöhnliche geologische und paläontologische Besonderheiten auf. Deshalb wäre es vorgesehen, dass Besucher auf dem Campingplatz übernachten. Da dieser wegen Corona geschlossen ist, machen wir uns auf die Suche nach einem geeigneten anderen Platz wo frei stehen erlaubt ist. Nicht so ganz einfach, zumal die Gegend recht schmutzig ist und überall Müll herumliegt. Endlich haben wir eine geeignete Stelle gefunden und schlagen unser Lager auf. Leider ist es eher kühl und regnerisch, sodass wir gar nicht draussen sitzen können. So verbringen wir einen letzten schönen Abend mit Steffi und Ozy in ihrem Zuhause. Am nächsten Tag heisst es dann leider Abschied nehmen. Wir fahren nach Las Vegas zurück und Steffi und Ozy möchten noch ein wenig in dieser Gegend bleiben. Das Wetter ist trüb und grau und auch genauso fühlen wir uns.

Wir haben Steffi und Ozy in dieser kurzen Zeit sehr lieb gewonnen und es war wunderschön, mit ihnen den letzten Teil unserer Reise zurückzulegen. Vielen Dank an euch beide und wir hoffen, dass wir uns bald wieder über den Weg laufen oder fahren!

Die letzten beiden Tage vor unserem Abflug nach Hause dürfen wir bei Kurt übernachten. Da wir ja nicht alles mitnehmen können, müssen wir uns genau überlegen, welche Kleidungsstücke wir mitnehmen und auf welche wir ein Weilchen verzichten können. Zumindest für mich nicht ganz einfach… Auch unterziehen wir unseren Camper einer gründlichen Reinigung. Kurt sorgt während dieser Zeit für unser leibliches Wohl. Vielen lieben Dank noch einmal für Deine Gastfreundschaft!

Am 8. April 2020 ist es dann soweit. Wir stellen unseren Camper im Storage ein. Ein sehr trauriger und bedrückender Moment… Kurt bringt uns zum Flughafen und es heisst Abschied nehmen. Hoffentlich geht dieses Corona bald vorbei und wir können in ein paar Wochen wieder kommen. Von Las Vegas über Denver fliegen wir nach Zürich und landen am Gründonnerstag. So etwas haben wir noch nie erlebt. Auf jedem der Flughäfen herrscht gähnende Leere und es sind praktisch keine Leute unterwegs. In Zürich holen uns Claudia und Thomas ab. Vielen lieben Dank an euch beide!

Wir richten uns in unserem vorübergehenden Zuhause in den Bergen ein und hoffen nach wie vor, unsere Reise irgendwie fortsetzen zu können. Bis dahin geniessen wir den wunderbaren Bergfrühling!

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