USA – Atlantik
USA, wir kommen!
Nach einem sehr üppigen Frühstück im IHOP (das ist das International House of Pancakes) suchen wir unsere Unterlagen für den Grenzübertritt in die USA zusammen und machen uns auf den Weg zur Grenze in Niagara Falls. Allerdings fahren wir zuerst an der richtigen Einfahrt vorbei… Ob das ein Zeichen ist? Jedenfalls finden auch wir den Grenzübergang. Der erste Grenzbeamte ist nicht gerade freundlich. Schliesslich schickt er uns ins Büro (unsere Pässe sind irgendwie schon da) und der Grenzbeamte dort gibt uns nach den Routinefragen (warum habt ihr ein Visum, könnt ihr euch die Reise überhaupt leisten, arbeitet ihr, wohin geht es als Nächstes, wobei die Adresse eines Campingplatzes völlig ausreicht, usw.) den Einreisestempel für sechs Monate. Nach Bezahlung der Gebühr von je USD 6.00 sind wir offiziell in die USA eingereist. Geschafft! USA, wir kommen! Die ganze Prozedur hat ungefähr 20 min. gedauert und den Camper wollten sie nicht einmal sehen.
Glücklich fahren wir weiter in den Allegany State Park im Bundesstaat New York. Das Parkrangerbüro hat bereits geschlossen und wir treffen dort nur noch einen Polizisten an, der auch für Parkangelegenheiten zuständig ist. Er teilt uns einen Platz zu und meint, die Parkgebühren können wir morgen ab 09:00 Uhr bezahlen oder gar nicht, wenn wir vorher wieder weg sind. Netter Mann… Es ist das erste Mal seit wir unterwegs sind, dass wir draussen bei Lagerfeuer und Sternenhimmel essen können.
Der Allegany State Park ist wunderschön inmitten von einem riesigen Wald gelegen. Er ist sowohl zu Fuss als auch mit dem Auto erkundbar. Da wir uns jetzt auch in Bear Country befinden (wie wir später herausgefunden haben, sind die gesamten USA Bärengebiet), kann man mit etwas Glück auch Schwarzbären sehen.
Elk Country
In dieser Ecke der USA gibt es nicht nur Bären, sondern auch Elks. Der Elk oder auch Wapiti-Hirsch ist der grössere Verwandte des europäischen Rothirschs und kein Elch (das sind Moose). In Benezette sollen diese Hirsche so zahlreich sein, dass sie sogar in den Vorgärten herumlaufen. Da müssen wir hin! Auf dem Weg dorthin kommen wir zufälligerweise am Zippo Museum vorbei. Da es schon die ganze Nacht hindurch geregnet und es auch nicht aufgehört hat, hat es dort einige Besucher. Wir kommen mit zwei Herren ins Gespräch, die eigentlich auf der Jagd sind. Nicht etwa mit Flinten, nein, mit Langbögen! Sie sind extrem hilfsbereit und versorgen uns mit Kartenmaterial und Tipps. Nach dem Kauf eines Souvenirs machen wir Halt am Visitor Center des Kinzua Bridge State Park. Es ist extrem schade, dass es schüttet wie aus Kübeln, denn die Brücke wäre recht eindrücklich. Sie war einst das höchste und eines der längsten Eisenbahnviadukte der Welt, bevor sie 2003 von einem Tornado fast komplett zerstört wurde. Klatschnass und durchgefroren fahren nach Benezette und tatsächlich, schon am Dorfeingang sehen wir einen Elk im Garten eines Hauses stehen. Auch auf dem Campingplatz tummeln sich diese grossen Tiere und stören sich nicht an uns Campern. Cool…! Selbstverständlich ist die Spezialität der lokalen Restaurants auch Elkburger. Sorry, liebe Elks!
Im Visitor Center in Benezette erhalten wir Karten mit Elkbeobachtungsplätzen eingezeichnet. Wir sehen Elkkühe ohne Ende. Wir müssen einzig aufpassen, dass wir auf den Wanderwegen nicht mit einer solchen verwechselt werden, da Jagdsaison ist.
Halloween etwas anders
Durch sehr ländliche Gegend geht es Richtung Harrisburg, den Hauptort Pennsylvanias. Es ist schon etwas später und so suchen wir eine Übernachtungsmöglichkeit. Da wir in der Nähe des berühmten Appalachian Trails (dieser geht über 3’500 km von Georgia nach Maine) sind, überlegen wir uns, auf einem Parkplatz in den Wäldern zu übernachten. Als wir am Strassenrand stehen und uns über das riesige blaue Schild, das da steht, wundern, hält jemand mit einem Pick-up Truck an und fragt, ob alles in Ordnung sei. Wir erzählen ihm von unseren Übernachtungsplänen und er erklärt kurzerhand, wir können bei ihm auf seiner Baumfarm übernachten und sollen ihm folgen. Hat er gerade Baumfarm gesagt? Was folgt, ist eine Riesenüberraschung. Wir finden uns mitten in einem Wald wieder. Etwas erhöht können wir sein Wohnhaus mitsamt Outhouse (ja, das stille Örtchen, das allerdings nur noch nostalgischen Charakter hat) sehen. Wir können unseren Camper auf dem Weg zu seiner Zufahrt hinstellen. Der sehr nette Mann heisst John und er bittet um Entschuldigung, weil er etwas unter Zeitdruck steht. Er ist zu einer Halloweenparty eingeladen und muss sich noch verkleiden. Am Besten sollen wir gleich mitkommen, dann erkennt ihn wenigstens niemand. Unsere Verkleidung beschränkt sich auf unsere Hüte. Mit unserem Akzent gehen wir sowieso als Touristen durch! Der Ort ist sehr gut besucht, alle sind irgendwie verkleidet und wir verbringen mit unserem Gastgeber und seinen Freunden einen sehr unterhaltsamen Abend.
Bevor wir nach Harrisburg weiterfahren, deckt uns John mit Früchten (Persimmons und Pawpaw), selbst angebautem Rettich, selbst erlegtem Hirschfleisch und – dem absoluten Highlight – selbst gemachtem Traubensaft ein. Wie lieb von ihm! John erklärt uns, dass Harrisburg das schönste Capitol des Landes hat und erklärt uns, wie wir am Besten dorthin kommen.
In der Tat, das Capitol ist wirklich sehr schön. Auch lohnt sich eine Führung, an der man sehr viel Interessantes auch über die Geschichte Pennsylvanias erfahren kann.
Amish Country
Wir freuen uns auf Amish Country, die Gegend rund um Lancaster, die grossteils von den Amischen bewohnt wird. Lancaster selbst ist nicht unbedingt sehenswert. Das Umland hingegen ist sehr schön. Saftige grüne Wiesen und sanft hügelige Landschaft durchsetzt mit grossen Bauernhöfen prägen das Landschaftsbild. Ab und zu sehen wir einen Einspänner, sogenannte Buggies, das Fortbewegungsmittel der Amish. Die Felder werden mit Pferd und Manneskraft bestellt.
Um etwas über die Lebensweise der Amish zu erfahren, besuchen wir das Amish Farm & House bei Lancaster, eine Amish-Farm, die vor 40 Jahren aufgegeben und seitdem als Museum genutzt wird. Die Führung durch das Haus ist sehr interessant und informativ. Wir erfahren Einiges über das Leben und die Ideale der Amish, die vorwiegend aus Süddeutschland und auch der Schweiz stammen. Zum Beispiel lehnen sie es ab, Fotos von sich zu machen, da dies ein Ausdruck von Eitelkeit wäre. Deshalb findet man in einem Amish-Haus auch nur einen einzigen Spiegel, der notwendig ist, damit sich die Männer rasieren können. Darum haben deren Puppen auch keine Gesichter. Eine Amish-Farm erkennt man daran, dass keine Stromleitungen zum Haus führen, da sie Elektrizität ablehnen. Dennoch leben sich nicht ohne Licht, Warmwasser oder Kühlschrank. Sie verwenden einfach Gas. Wir lernen, dass die Amish sehr geschickte Handwerker sind und von den „modernen“ Menschen sehr geschätzt werden (Elektriker gibt es halt keine).
Auf dem Farmers Market sehen wir dann auch Amisch Frauen, die ihre Produkte dort verkaufen. Ins Gespräch kommen wir leider nicht mit ihnen, da mit den Besuchern von vornherein Englisch gesprochen wird. Ganz witzig ist der Parkplatz, auf dem es extra Buggy-Parkplätze für die Kutschen gibt.
Geschichtsstunde in Philadelphia
Wir schlagen unser Lager auf dem Walmart Parkplatz im Süden der Stadt auf. Andere Möglichkeiten gibt es leider keine und in ein Hotel oder eine Pension wollen wir nicht. Um in die Stadt zu kommen gibt es im Wesentlichen zwei Möglichkeiten, entweder zu Fuss oder mit dem Bus. Da wir uns mit dem Bussystem (noch) nicht auskennen, marschieren wir los, durch den Italian Market (dort gibt es super Käse!) und sind eine halbe Stunde später in der Innenstadt.
Die Zeit reicht gerade noch, um uns die notwendigen Informationen zu beschaffen und die Liberty Bell anzuschauen. Saisonbedingt schliessen die Sehenswürdigkeiten bereits schon um 17:00 Uhr. Wir vertreiben uns die Zeit in einer Bar und gönnen uns später das weltberühmte Philly Cheesesteak (nicht zu verwechseln mit dem Cheesecake). Aufgrund der vorgerückten Stunde möchten wir mit dem Bus zum Walmart fahren. Bezahlen müssen wir nichts, denn wir haben das Geld nicht genau und der Chauffeur kann uns nicht herausgeben, da er wegen der unsicheren Nachbarschaft kein Bargeld mit sich führt. Aha… Auf jeden Fall kommen wir sicher bei unserm Defender an.
Philadelphia hat immens viel Sehenswürdigkeiten zu bieten und so haben wir viel anzuschauen. Einen ersten Überblick verschaffen wir uns mit der Hop-on Hop-off Tour. Neben historischen Gebäuden sind auch die aus den 1950er Jahren stammenden, wunderschönen Brownstonehäuser erhalten geblieben. Wir besichtigen die geschichtsträchtige Independence Hall (die Meisten kennen diese aus dem Film Das Vermächtnis der Tempelritter mit Nicolas Cage), in deren Räumen die Unabhängigkeitserklärung unterzeichnet worden ist und in der neben der Unabhängigkeitserklärung selbst auch die erste Verfassung der USA bestaunt werden können. Die Dokumente hier sind fast 250 Jahre alt und somit älter als jene, die in Washington D.C. ausgestellt sind. Cool! Einziger Gründervater der USA, der neben der Verfassung auch die Unabhängigkeitserklärung und den Friedensvertrag mit dem Königreich Grossbritannien unterzeichnete, war Benjamin Franklin. Er war nicht nur Staatsmann sondern auch Erfinder (u.a. der Blitzableiter), Schriftsteller und Verleger. Man kommt in Philadelphia kaum an einem Ort vorbei, an dem Benjamin Franklin nicht erwähnt wird.
Unsere Geschichtskenntnisse über die USA haben wir beide aus Filmen (wie z.B. Fackeln im Sturm mit Patrick Swayze oder The Patriot mit Mel Gibson). Deshalb sollte man sich als Nichtamerikaner oder wenn man in amerikanischer Geschichte nicht so bewandert ist das Museum of American Revolution auf keinen Fall entgehen lassen. Es verschafft einen sehr guten Überblick über die Hintergründe, die zur amerikanischen Revolution und somit zur Unabhängigkeit der USA von England führte und den Grundstein der amerikanischen Republik bildete.
Delaware’s Küste
Wir könnten ewig lange in Philadelphia bleiben, doch wollen wir ja noch mehr vom Land sehen und so steuern wir Delaware’s Küste an. Delaware’s Strände sind ziemlich bekannt und im Sommer bekommt man anscheinend kaum einen Platz auf den Campingplätzen. Vor allem Rehoboth Beach ist im Sommer sehr touristisch. Im Gegensatz zu Lewes, das den Zugang zum Henlopen State Park bildet und wirklich sehr hübsch ist, muss man den Ort Rehoboth Beach nicht gesehen haben. Alles Touristenläden und dementsprechend wird auch viel Ramsch verkauft. Im Henlopen State Park, der direkt an einem der Strände liegt, haben wir Glück und können für drei Nächte einen schönen Platz ergattern. Der Campinplatz ist im Wald gelegen und bietet Schutz vor der Sommerhitze. Zum Strand sind es nur ein paar Minuten Fussmarsch.
Eine der Sehenswürdigkeiten im Park ist Fort Miles, das im 2. Weltkrieg errichtet wurde, um die Bucht vor feindlichen Angriffen zu schützen. Der Bunker wurde in die Düne gebaut oder besser, die Düne abgetragen, der Bunker gebaut und die Düne wieder darüber aufgeschüttet. Unglaublich aber wahr, die Düne ist die höchste Küstenerhebung zwischen Maine und South Carolina!
Amerika’s Hauptstadt
Wir haben es nicht bereut, anstatt über New York City über Philadelphia und Washington D.C. in den Süden zu fahren. Eigentlich hätten wir gerne im Greenbelt Park in relativer Stadtnähe übernachtet, da dies eine preiswerte Alternative zu privaten Campingplätzen oder Pensionen gewesen wäre. Leider ist der Park wegen Renovation geschlossen und so buchen wir halt doch ein BnB.
Wir sind sehr beeindruckt, dass nicht nur die Sehenswürdigkeiten sondern auch sämtliche Museen entlang der National Mall (das ist das riesige Areal zwischen dem Kapitol und dem Lincoln Memorial gratis sind. So gehen wir bei Prachtswetter das gesamte Areal ab, das ungefähr 4.8 km lang und ca. 500 m breit ist. Vom Washington Monument, dem weissen Obelisken, hat man einen super Ausblick über die Stadt. Leider können wir das Weisse Haus nur von sehr weit weg fotografieren, weil die Absperrung immer weiter gezogen wird. So ist es auch nicht gerade eine so eindrückliche Erscheinung im Gegensatz zum Kapitol. Dieses können wir auch von ganz nah anschauen. Spannend ist, dass zu der Zeit, als wir in der Stadt sind, die ersten Impeachment-Anhörungen im Kongress stattfinden.
Es bleibt gerade noch genügend Zeit, um das National Museum of Natural History anzuschauen, dessen Ausstellungen immens vielfältig sind und unter anderem der Hope Diamant gezeigt wird (der grösste geschliffene blaue Diamant) und den Eingangsbereich des National Air and Space Museum. Da ich aus Versehen mein Sackmesser dabei habe, darf zumindest ich nicht rein, zum Leidwesen von Fabian. Ihm habe ich eingebläut, sein Sackmesser ja im Camper zu lassen. Sorry… Wenigstens konnte er die Spirit of St. Louis von unten anschauen, da sie sich im Eingangsbereich befindet.
Vom Shenandoah National Park zum Blue Ridge Parkway
Der Skyline Drive im Shenandoah National Park ist knapp 170 km lang und führt dem Bergrücken der Blue Ridge Mountains entlang. Von fast 70 Aussichtspunkten allein der Strasse entlang hat man beeindruckende Blicke auf das Shenandoah Valley, den Shenandoah River und die rollenden Hügel in der Ferne, die im Dämmerlicht mystisch blau schimmern.
Direkt an den Skyline Drive schliesst der Blue Ridge Parkway an, der fast 755 km lang ist und sich über zwei Bundesstaaten hinzieht, bevor er im Great Smoky Mountains National Park endet. Der Blue Ridge Parkway ist nicht nur landschaftlich sehr vielseitig sondern es gibt auch Einiges zu sehen. Da ist zum Beispiel der James River, der grösste Fluss in Virginia, auf dem Dank der dortigen Schleuse dringend benötigte Lebensmittel schneller zu den Siedlern im Westen transportiert werden konnte. Oder Mabry Mills, eine Mühle, die in den 1910er von Ed Mabry und seiner Frau erbaut wurde, damit er das Korn für die umliegenden Bauern mahlen konnte. Die Mühle wurde 1945 von der Parkbehörde restauriert und ist eines der beliebtesten Fotosujets des ganzen Parkway, wunderschön an einem Bach gelegen und von Bäumen umgeben. Ebenfalls besuchenswert ist der Moses H Cone Memorial Park mit dem wunderschönen Haus. Die Cones waren im Jeansbusiness tätig und haben den Rohstoff unter anderem für Levi‘s geliefert und sind damit steinreich geworden. Das gesamte Anwesen ist in die hügelige Landschaft gebettet und von Wald umgeben. Es gibt sogar einen kleinen See. Der Park ist derart gross, dass er sich nicht nur für Spaziergänge eignet sondern auch gross genug für einen Reitausflug ist. Im Haus selbst gibt es hübsche Töpfersachen zu kaufen. Wir machen noch einen Abstecher nach Marion (der Ort heisst wirklich so) und kaufen Fleisch.
Etwas südlicher auf dem Blue Ridge Parkway kommen wir an Baumschulen mit kleinen Tännchen. Etwas später begegnen uns einige Lastwagen mit Christbäumen beladen und auch private Fahrzeuge. Von einem ortskundigen Herrn erfahren wir, dass Virginia hinter Oregon oder Washington der zweitgrösste Christbaumproduzent der USA ist. Aha, daher die vielen Bäume bereits sechs Wochen vor Weihnachten!
Wieder weiter südlich erinnert die Landschaft sehr an die Alpen. Deshalb möchten wir auch unbedingt Little Switzerland besuchen. Der Ort heisst jedoch nicht so, weil es dort viele Schweizer gibt, sondern wegen der hügeligen Landschaft, die an die Schweizer Voralpen erinnert. Bis anhin hatten wir immenses Wetterglück und konnten den Parkway bei strahlend schönem Herbstwetter entdecken. Nur heute, als wir Little Switzerland anschauen möchten, ist der Nebel derart dicht, dass wir weder die Landschaft noch den Ort wirklich sehen. Da keine Saison mehr ist, ist auch der Dorfladen geschlossen. Das ist Pech und es bleibt uns nichts anderes übrig, als weiter zu fahren. Wir entdecken dafür das am Parkway gelegene Museum of North Carolina Minerals und lernen etwas über die Edelsteine, die hier abgebaut worden sind und nach wie vor noch werden.
Ab und zu brauchen wir auch Internetempfang und so begeben wir uns in Asheville auf die Suche nach einem Starbucks. Dabei kommen wir an einer Outletmeile vorbei, wo es unter anderem einen „Sportsman’s Warehouse“ gibt. Tönt spannend, also gehen wir rein. Ich bin ja amerikanische Läden gewöhnt, aber kaum drin, fallen mir fast die Augen raus: Zielscheiben in Form von Minirehböcken und Minitruthähnen! Weiter im Laden kommen wir an zwei riesigen (und ich meine riesig!) Wänden mit Waffen (Maschinengewehren, Langwaffen und Faustfeuerwaffen) vorbei inkl. Munition. Das coolste sind jedoch die Armbrüste. Ja, es gibt wirklich alles, was das Jägerherz begehrt. Wir brauchen eine Weile für die Besichtigung des Ladens. Schade, dass wir keine Kleidung in Tarnfarben oder einen Spray brauchen, der den Menschenduft überdeckt…
Am südlichen Ende des Blue Ridge Parkway befindet sich dessen höchster Punkt auf 6053 Fuss, ungefähr 1844 müM. Beim Aussichtspunkt Waterrock Knob haben wir bei strahlend blauem Himmel eine wunderschöne Aussicht auf beiden Seiten in die Täler. Ein schöner Abschluss. Der Blue Ridge Parkway ist definitiv einen Besuch wert!
Great Smoky Mountains National Park
Nach fünf Tagen auf dem Blue Ridge Parkway erreichen wir den Great Smoky Mountains National Park. Vor dem Parkeingang werden wir von einem elektronischen Strassenschild auf Elks aufmerksam gemacht. Tatsächlich, da äsen sie direkt am Strassenrand. Die sind ja noch viel grösser als jene in Benezette!
Wer im Park übernachten will, muss dies auf einem der Campingplätze tun, da wild campen nicht erlaubt ist. Duschen gibt es im gesamten Park keine und sind auch wegen der späten Saison nicht alle Toiletten geöffnet, obwohl der volle Preis zu bezahlen ist. Dafür werden wir mit einer sternenklaren Nacht für dies Unerfreulichkeit entschädigt.
Höchster Punkt im Nationalpark ist der Clingmans Dome auf 2024 müM (6643 Fuss). Wir haben Glück und können tatsächlich die Rundumsicht auf der Plattform geniessen, was in den Smokies nicht immer selbstverständlich ist. Die Smoky Mountains heissen so, weil die riesigen Waldbestände und sonstigen Pflanzen derart viel Feuchtigkeit emittieren, dass es Dunst, also Smoke, gibt. Die Aussicht ist der Wahnsinn! An dieser Stelle möchten wir anmerken, dass wir den Appalachian Trail (ihr wisst schon, der Wanderweg mit einer Länge von 3’500 km von Georgia nach Maine) begangen sind…. ganze 5 Meter!
Danach fahren wir zum Newfound Gap, der Staatsgrenze von North Carolina und Tennessee. Dort kann man mit einem Bein North Carolina und mit dem anderen in Tennessee stehen.
Unsere nächste Nacht verbringen wir auf dem Campingplatz in Cades Cove, der sich ebenfalls im Nationalpark befindet. Auf dem Weg dorthin sehen wir Leute mit Fotokameras auf der Strasse herumrennen. Der Grund: 2 Schwarzbären. Unsere ersten Bären! Sie sitzen zwischen den Bäumen, fressen und sind von der Menschenmenge so gar nicht beeindruckt. Die Gegend um Cades Cove, vor allem der 9 Meilen Rundweg ist bekannt für Bärensichtungen. Wir verrenken und fast die Hälse, weil die Bären zu dieser Jahreszeit eher in den Bäumen zu finden sind und Eicheln fressen. Ausser Rehen und wilden Truthähnen sehen wir jedoch keine Tiere.
Congaree Nationalpark
Unser nächstes Ziel ist der Congaree Nationalpark und wir möchten noch so viel Strecke wie möglich machen. Das Wetter wird immer schlechter und wir brauchen einen Übernachtungsplatz. Im Black Rock Mountain State Park in Georgia werden wir fündig. In einer Höhe von 1100 müM wäre es im Sommer wohl schön kühl im Vergleich zum sonst schwülwarmen Georgia, jedoch nicht im Herbst. Damit Fabian im trockenen kochen kann, entfalten wir sämtliche Storen, die wir haben.
Im Congaree Nationalpark findet sich der grösste noch intakte Bestand von ursprünglichen Hartholz-Wäldern in den südöstlichen USA. Auch beherbergt er die grössten Bäume der USA, die eine der höchsten natürlichen Dachflächen der Welt bilden. Dennoch ist er einer der am wenigsten besuchten Nationalparks. Vielleicht liegt es daran, dass es im Sommer extrem schwül ist und man von den Mücken buchstäblich am lebendigen Leibe gefressen wird. Wir haben jedoch Glück, denn im Herbst ist es eher kühl und von Mücken keine Spur.
Obwohl kein Sumpf, ist der Nationalpark ist nur zu Fuss oder per Kanu zu besichtigen. Zu Zeiten des Bürgerkrieges haben sich hier die flüchtigen Sklaven versteckt und auch Kommandanten der Südstaatenarmee, wie der „Swamp Fox“ Francis Marion. Damit die Besucher die empfindliche Flora nicht beschädigen und keine nassen Füsse bekommen, sind die Wege zum Teil auf Holzstegen angelegt. Die riesigen Bäume stehen zum Teil im Wasser und bilden Wurzeln aus, die wie Zwerge aus dem Wasser ragen. Wir fühlen uns beinahe wie in einem verzauberten Wald, als wir zwischen diesen Baumriesen herumspazieren, die sich im Wasser spiegeln.
Wir treffen zwei sehr nette Damen und spazieren mit ihnen durch den Wald. Unser Besuch dauert viel länger als geplant und wir müssen uns beeilen, einen geeigneten Übernachtungsplatz zu finden, da Übernachten auf dem Parkplatz nicht erlaubt ist. Es geht vorbei an Baumwollfeldern und viel Wald. Zum Teil sind ganze Waldgebiete abgeholzt und müssen neuen Wohnsiedlungen Platz machen. Gerade nach dem Besuch des Congaree Nationalparks blutet einem bei diesem Anblick das Herz. An der Bulls Bay in der Buck Hall Recreation Area and Boat Landing finden wir ein Plätzchen für die Nacht.